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Top statt Flop
A
solide, langlebige Produkte
A
Elektronik, die sich noch reparieren lässt
A
energiesparende Produkte
A
Geräte aus sozialer, humaner, material- und
umweltschonender Herstellung
A
Geräte, die sich zerlegen und entsorgen lassen
A
nichts kaufen, was in solch eine Rangliste
gehört: murks-nein-danke.de
ist. Vielmehr ist es wirtschaftlich nicht sinnvoll und ökologisch
schädlich, Produkte für den Müllschlucker zu entwerfen.
Intelligent verschwenden
Von der Wiege zur Wiege, englisch „cradle-to-cradle“, nennt
Braungart sein Prinzip, das er zur Nachahmung empfiehlt – oder:
intelligente Verschwendung: „Die Natur produziert unablässig
Überfluss, ohne dass es schadet. Sie kennt weder Abfall noch Ver-
zicht oder Einschränkungen.“ Vom Laufschuh bis zum Bürostuhl,
von der Teppichfliese bis zumAuto – könnten Gebrauchsgegen-
stände nicht von vornherein so erdacht werden wie in der orga-
nischen Natur? Produkte sollten am Ende ihres Lebenszyklus voll-
ständig zerlegbar und wiederverwendbar sein. Einige namhafte
Hersteller folgen diesem Prinzip. So hat Puma gerade den ers­ten
vollständig kompostierbaren Laufschuh entworfen. Ein T-Shirt
von Trigema ist biologisch abbaubar. Von der Rohstoffgewinnung
bis zur späteren Entsorgung entsteht so eine Wertschöpfungsket-
te. Entstehen und vergehen, als wäre es ein natürlicher Kreislauf,
ist jedes Glied in dieser Kette zugleich ein Neuanfang. Müllver-
brennung, die bei uns vornehm „thermische Verwertung“ heißt,
lehnt Braungart ab. Den Grünen Punkt hält er schlicht für „Hum-
bug“. Konsumenten sollen von den Kos­ten dieser Ressourcenzer-
störung entlastet werden.
Risiken und Nebenwirkungen
Im ganz normalen häuslichen Abfall landen heute kostbare Wert-
stoffe neben giftigen Resten, die womöglich in die menschliche
„Die Energiewendemit Mut und Beharrlichkeit voranbringen“
Was bedeutet Nachhaltigkeit?
NachhaltigesVerhalten berücksichtigt explizit die Interessen der nachfol-
genden Generationen, geht schonendmit unseren begrenzten Ressourcen umund sucht nachWegen,
ökologische, ökonomische und soziale Herausforderungen zumeistern.
Was ist beruflich zurzeit Ihr
größtes Projekt?
Nachhaltigkeitsforschung steht seit jeher imZentrumunserer Arbeit. Aktuell beschäf-
tigt uns vor allemdie wissenschaftliche Begleitung des Klimaschutzplans für NRW. Es ist ohne Beispiel,
wie hier alle relevanten gesellschaftlichen Gruppen eingebunden werden, umdas Energiesystemdes
Landes gemeinsamweiterzuentwickeln und erfolgreich zu transformieren
.
Was war für Sie im
21. Jahrhundert die beste ­oder schlechtesteNachricht in Sachen Energie/Umwelt/Klima?
Positiv der
Mut der Bundesregierung, auf eine Energiewende zu setzen und ihre Position zur Kernenergie umzukeh-
ren. Die schleppende und teils unkoordinierte Umsetzung sowie dieVerhinderungstaktik Einzelner erfüllt
michmit Sorge.
Welche Entwicklung wird unseren Energie-Alltag imkommenden Jahrzehnt am
stärksten verändern?
Aus Konsumentenwerden Akteure: Dezentrale Energietechnologien ermöglichen
eine stärkere Teilhabe. Mit Bürger­energieanlagenwerden Konsumenten selbst zu Produzenten von Ener-
gie. Die Einspeisung von Stromaus erneuerbaren Energienwird unser Nachfrageverhalten flexibilisieren
– entsprechende Anreizsysteme und Dienstleistungsangebote vorausgesetzt. Immer größere Bedeutung
erhalten Energieeffizienzmaßnahmen. Die Umsetzung der Energiewende verlangt Mut und langen Atem,
ist ebenso komplexwie anstrengend, abermit Blick auf kommende Generationen ohne Alternative.
Professor Dr. Manfred Fischedick,
Vizepräsident des Wuppertal
Institut für Klima, Umwelt, Energie
GmbH
Nahrungskette gelangen. Es fehlt schon die Kennzeichnung all der
Stoffe, die sich da imMülleimer stapeln. Bei einer Waschmaschine
etwa können es 250 Sorten Kunststoff sein! Selbst die Hersteller
tappen imDunkeln, was ihre Vorlieferanten ihnen und sie den
Kunden ins Haus liefern. Der Slogan „Abfall ist Nahrung“ meint:
Produkte werden gleich so gefertigt, dass ihre Zutaten später in
anderen Stoffkreisläufen nützlich sind. Schwan-Stabilo etwa bie-
tet einen „Green Point“ an: Der Stift ist so schadstofffrei, dass man
ihn fast essen könnte. Der Hersteller nimmt ihn zudem auch wie-
der zurück. Auch so lernen Verbraucher, was Nachhaltigkeit be-
deutet. Die Deutschen, Europas Saubermänner, importieren jähr-
lich weltrekord­verdächtige 20 Millionen Tonnen Abfall. „Stoff“ für
Müllverbrennungsanlagen, die mit Steuergeldern gebaut wurden.
Um kostbare Ressourcen unwiederbringlich zu „verwerten“? Wo-
möglich verbrennt das Land gerade seine Zukunft ...
Sonne spendet Leben
Natürliche Ressourcen erhalten und erneuerbare Energien nutzen,
das gehört zusammen. Damit künftige Generationen Öl und Erd-
gas nicht nur aus demGeschichtsbuch kennen. Atomenergie mit
unabschätzbaren Risiken bietet keine Alternative. Um die Zukunft
nicht mit einer Hypothek zu belasten, ist es sinnvoll, natürliche
Energien wie die Sonnenenergie produktiv zu nutzen. Ob als Wär-
me oder Strom, bietet sie und die Windkraft ein unerschöpfliches
Potenzial. „Von der Wiege zur Wiege“ meint also nicht, zu einem
vermeintlich einfachen Leben zurückzukehren. Zur Natur gehö-
ren Reichtum, Vielfalt und Verschwendung im besten Sinne.
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