STAR September 2013 - Energie für Aachen - page 12

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Auf gutemGrund
Kann Boden knapp werden? Verbrauchte Flächen nehmen
Mensch und Natur Platz, den sie zum Leben benötigen. Eine
Erkundung „der lebenden Haut unserer Erde“.
80 Fußballfelder
Jeden Tag geht in Deutschland eine Fläche so groß wie 80 Fußball­
felder verloren. Andere Schätzungen sagen: fast 120. Die Bundes­
regierung hat als Ziel ausgerufen, diesen Flächenverbrauch bis
2020 auf 30 Hektar zu verringern. Das entspricht 300 000 Quadrat­
metern. Flächenverbrauch bedeutet fast immer: die Versiegelung,
die Überbauung durch Gebäude und Straßen.
den und das Trinkwasser gefährden.
Wenn Feldraine, Bäume und Sträucher
wegen Monokulturen verschwinden, ver­
lieren auch Tiere zu Land und in der Luft
ihren Lebensraum, die Artenvielfalt
schrumpft. Ohne Habicht und Hase, ohne
Wurm, Maus und Lerche ist nicht nur der
Boden, sondern auch Wasser, Luft und der
Mensch selbst Verlierer. Denn der Boden
trägt nicht nur Früchte und spendet Nah­
rung, er speichert auch Wasser und Koh­
lenstoff. Bebaute Felder verhindern Erosi­
on, und das Wasser, das ins Erdreich
„Unter Beton und Asphalt wimmelt und
wuselt gar nichts mehr“, klagen Wissen­
schaftler. Denn Boden ist keine tote Mate­
rie: Nur weil unzählige Mikroorganismen,
etwa Würmer, Milben, Asseln und Spring­
schwänze, das Erdreich bevölkern und be­
arbeiten, ist es fruchtbar. Ohne Bakterien,
Pilze und Einzeller und sonstiges „Ungezie­
fer“ gäbe es keinen fruchtbaren Humus,
sondern nur toten Staub. „Eine Handvoll
Erde enthält mehr Organismen, als Men­
schen auf der Welt leben“, heißt es oft.
Neue Häuser und Straßen, neue Gewerbe­
gebiete – ganz selten Fußballfelder – zer­
schneiden, verkleinern und lassen Räume
ganz verschwinden, auf denen vorher
Pflanzen und Tiere lebten. Versiegelte Flä­
chen sind fast tote Flächen.
Mensch, Habicht und Maus
Aber auch Landwirtschaft tut dem Boden
nicht immer einen Gefallen. Die intensive
Nutzung verdichtet die Erde durch schwe­
re Landmaschinen. Der Eintrag von mine­
ralischem Dünger und Gülle kann den Bo­
eindringt, wird gefiltert und von Schad­
stoffen befreit. Böden nehmen bei starken
Regenfällen so viel Niederschlag auf, dass
Hochwasser vermieden wird. Im Boden ist
mehr Kohlenstoff gespeichert als in Pflan­
zen und in der Erd­atmo­sphäre. Wird er
nicht gebunden, entstehen Kohlenwasser­
stoffe, Stickstoff und Methan, die Luftqua­
lität leidet.
Zuflucht für Tiere
Früher waren die Felder von „nutzlosen“
Rändern umgeben, heute säumen endlose
Foto: iStockphoto.com/Kapsas
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