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STAWAG investiert in die Energie der Zukunft

Erstellt am: 02.12.2004

Die Stadtwerke Aachen AG, STAWAG, plant den Bau einer Biomasse-Anlage nach einem bundesweit einmaligen und neuartigen Verfahren. Ziel ist, ab 2006 rund 20.000 Aachener Haushalte mit umweltfreundlicher Energie aus Holz zu versorgen.

„Die STAWAG wird durch das Projekt Holz zum Vorreiter in der Biomasse-Nutzung und investiert in die Energieversorgung der Zukunft. Experten streiten sich zwar noch, ob die weltweiten Öl-vorräte 30 oder 60 reichen werden, fest steht aber: Aufgrund der langen Planungszeiten sind Investitionen in nachwachsende Rohstoffe nicht mehr aufschiebbar“, sagt STAWAG-Vorstandsvorsitzender Dr. Dieter Attig, der das Projekt der Öffentlichkeit präsentierte.

Die neue Anlage entsteht auf dem Gelände der Rheinisch-Westfälischen Hochschule Aachen in Seffent-Melaten in direkter Nähe zu verschiedenen Hochschulinstituten. Sie begleiten im Rahmen einer Wissenschaftskooperation zwischen RWTH und STAWAG die Planung und den Bau der Anlage mit einem patentierten und einzigartigen Verfahren zur Holzvergasung. Hierzu wurde im Sommer ein Kooperationsvertrag geschlossen und an-schließend die Koordinationsstelle Biomasse gegründet. Das zukunftsweisende Projekt startet im Dezember ins Genehmigungs-verfahren. Der Aufsichtsrat der STAWAG hat dem Vorhaben in dieser Woche zugestimmt. Der Bau der Holzgasanlage, die den Brennstoff für mehrere Blockheizkraftwerke in Laurensberg, am Bendplatz, in Seffent-Melaten und auf der Hörn liefern soll, ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Eigenerzeugung der STAWAG von Strom und Wärme. Auf diese Weise gewinnt das Unternehmen mehr Unabhängigkeit von großen Stromproduzenten und den Entwicklungen am Großhandelsmarkt.

Obendrein bedeutet die Holzgasanlage durch die Investition von 27 Millionen Euro eine Aufwertung für den Wirtschaftsstandort Aachen. Das Investitionsvolumen in Blockheizkraftwerke und Gasnetze beträgt weitere 11,8 Millionen. Hinzu kommen 4,9 Millionen für die Holzaufbereitung. In der Holzbeschaffung, bei der Aufbereitung und in der Holzgasanlage selbst entstehen dauerhaft über 40 neue Arbeitsplätze.

Neben Sonne, Wind und Wasser ist Biomasse ein großer Hoffnungsträger unter den regenerativen Energien. In der Region Aachen ist laut einer Studie im Auftrag der Stiftung Kathy Beys die Biomasse Holz in den kommenden Jahrzehnten in ausreichender Menge vorhanden und kann Ressourcen schonend genutzt werden. Durch die Holzgasanlage wird der Anteil regenerativen Stroms in Aachen auf über 20 Prozent steigen.

Das Carbo-V®-Verfahren

Ausgangsrohstoff ist ausschließlich Frischholz aus der Euregio, also unbehandelte Waldhölzer oder Landschaftspflegehölzer. Grundsätzlich wird kein Abfall - auch keine Abfallhölzer wie zum Beispiel Sägemehl - eingesetzt. Die Waldhölzer werden in einer Holzaufbereitungsanlage am Schwarzen Weg zerkleinert und getrocknet. Dann geht’s zur Holzgasanlage, in der das patentierte Carbo-V®-Verfahren zum Einsatz kommt. Die Firma CHOREN Industries GmbH aus Freiberg nutzt dieses Verfahren bereits in einer Pilotanlage zur Produktion von so genanntem Sun-Diesel. In Aachen wird es erstmals zur Herstellung von Strom und Wärme eingesetzt. „Die eigentliche Innovation des Verfahrens ist, dass aus Holz ein teerfreies Gas hergestellt wird. Dieses Gas kann problemlos in bewährten Gasmotoren ohne jeden Rückstand von Teer in Strom und Wärme umgewandelt werden“, erklärt Dr. Markus Hakes, Projektmanager der STAWAG. Wesentlicher Abfallstoff des Verfahrens ist glasartige Schlacke, die beispielsweise im Straßenbau eingesetzt werden kann. In Aachen werden mit dem Choren-Verfahren und dem gewonnenen Holzgas insgesamt 10 Megawatt Strom erzeugt. Die Gesamtanlage hat einen hohen elektrischen Wirkungsgrad von 33 Prozent. Bei herkömmlicher Holzverbrennung liegt der durchschittliche Wirkungsgrad nur bei etwa 26 Prozent.

Positive Klimabilanz

Aus Klimaschutzsicht spricht vor allem die neutrale Kohlendioxidbilanz für das Verfahren: Die Kohlendioxid-Einsparungen belaufen sich gegenüber der Verwendung von fossilen Brennstoffen pro Jahr auf rund 45.000 Tonnen. Faktisch wird die gleiche Menge Kohlendioxid in die Atmosphäre abgegeben, die die Bäume, die das Holz für die Anlage liefern, zuvor aus der Atmosphäre aufgenommen haben. Kraftwerke, in denen Erdöl, Kohle oder Erdgas verbrannt werden, haben eine negative Kohlendioxid-Bilanz. Nicht zu verwechseln ist Holzgas mit Biogasen, die durch einen Vergärungsprozess erzeugt werden. Biogas-Anlagen, die Gülle als Rohstoff nutzen, setzen neben Kohlendioxid auch große Mengen des Klimakillers Methan frei. Beim Aachener Verfahren entsteht kein Methan.

Der Know-how-Vorsprung, den die STAWAG beim Betrieb der Anlage erwirbt, soll sich langfristig also sowohl wirtschaftlich als auch aus Umweltsicht auszahlen, denn unter den regenerativen Energiequellen bietet Biomasse die größten Potenziale. Dr. Dieter Attig ist zuversichtlich: „Durch unser Projekt Holz wird Aachen ein Mal mehr zur ökologischen Stadt der Zukunft.“

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